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ISTANBUL, Konstantinopel, Byzanz: GOLDENES TOR (PORTA AUREA)

Reduziertes Doppelturmtor mit sehr großen viereckigen Türmen und gleich hohem Mauertor mit drei Toröffnungen (um 410-430 n. Chr.)

Teil des Weltkulturerbes „Stadt Istanbul“


Das Haupttor Konstantinopels, des Neuen Rom, und auch des gesamten oströmischen Reiches wurde zusammen mit der riesigen „Theodosianischen Landmauer“ besonders zum Schutz gegen die mächtigen Heerscharen der Hunnen auf Veranlassung des umsichtigen, bis 414 tätigen Präfekten Anthemius, des Vormunds des erst 13 jährigen Kaisers Theodosius II. um 413 begonnen. Bis spätestens um 425 n. Chr. dürfte die Mauer und das Goldene Tor fertig gestellt gewesen sein. Das Tor war „Empfangstor“ für die wichtige von Westen, von der Küste des Adriatischen Meers und dem Balkan kommenden römischen Reichstraße „Via Egnatia“. Die Lage auf der Anhöhe vergrößerte noch die Wirkung der großen Ausmaße des Tores (Abb. …a). Hier hielt der Kaiser seine triumphalen Einzüge bei einem erfolgreichen Kriegszug. Ihm allein war die riesige, heute vermauerte mittlere Toröffnung vorbehalten, die sonst verschlossen blieb. Sie war auch schon von weitem sichtbar. Sicher wurden zum Bewegen der riesigen Torflügel Mannschaften und evtl. auch Zugochsen eingesetzt.

Schon aus militärischen Gründen dürfte nach 413 sofort mit dem Haupttor ein Vortor mit einer kurzen Strecke des Stadtgrabens mit einer großen festen Holzbrücke erbaut worden sein. Dies dürfte auch für die anderen Vortore gelten. Kaum 30 Jahre später, 447 n. Chr., führte ein sehr starkes Erdbeben zu einer weitreichenden Beschädigung der gesamten  Stadtmauer. Wegen des Anmarsches der Hunnen musste die gesamte Bevölkerung bei den umfangreichen Reparaturarbeiten mithelfen. Die Reparaturarbeiten sollen nach nur 2 Monaten beendet gewesen sein. Sogar die große Vormauer mit Vortürmen und Vortoren sowie der riesige Stadtgraben (Abb. …b) sollen in der gleichen Zeit errichtet worden sein, was jedoch nicht in der kurzen Zeit möglich war. Sie alle dürften erst nach dem Abzug der Hunnen wennn nicht schon Jahre vorher hergestellt worden sein. Die für eine längere Belagerung mit Maschinen nicht eingerichteten Hunnen kehrten zwangsläufig um, brandschatzten dafür aber die Städte im südlichen Balkan.

Die beiden gewaltigen, 20 m hohen Türme hatten im Gegensatz zu den übrigen Türmen der Stadtmauer zwar eine aufwendige Marmor-Quaderverkleidung aber keinen ebenso teuren Innenausbau mit überwölbten Geschossen mit Wendeltreppen oder Stiegen und Schießscharten. Die Außenmauern umhüllten praktisch einen einzigen Innenraum. Heute gibt es dort nur Balken für einzelne Decken und Treppen. Die „hohlen“ Türme wurden kostengünstig nur für den einzigen Zweck, die Fernwirkung, erbaut. Natürlich konnte man leichte und mittlere Geschütze auf der Plattform aufstellen. Teilweise haben die Eckquader eine enorme Größe, ebenso sind sie sehr fein bearbeitet. Typisch für den Anfang des 5. Jhs. sind auch die kleinen warzenförmigen Bossen, die es auch bei der Porta Appia in Rom (AT) gibt. Hervorzuheben sind die für die Antike bis zur Neuzeit einzigartig genauen (vom Autor stets nachgeprüften) Abmessungen der Türme mit 18,34/18,32 (ohne das Mauertor) x 16,88 x 16,87 m der komplementären Seitenlängen auf 1 bis 2 cm genau. Bei keinem der unzähligen Stadttore wurde diese Genauigkeit erreicht. Das ebenfalls riesige Mauertor wurde bautechnisch nicht so gut gebaut. Alte Fotos zeigen, dass die Quadern der Futtermauern über den Torbögen als Folge der Erdbeben herunter gefallen waren. Die Türme wurden schon wegen ihres Gewichts in der Regel immer zuerst und sorgfältig errichtet. Zum Bauende hin wurde anscheinend das zwischen den Türmen stehende Mauertor eiliger mit nicht mehr so gut und tief in das Füllmauerwerk einbindenden Quadern oder sogar nur mit Steinplatten verkleidet, die dann durch die Beben und das Rütteln der Erde herunterfielen. Die Planung des 100 Jahre jüngeren Nordtors von Resafa (1. Drittel 6. Jh.; AT) dürfte den Umkehrschluss zulassen,daß das Vortor nur ein einfaches Mauertor war, das mit Schenkelmauern ursprünglich nur
mit den 2 Türmen, später mit der Vormauer verbunden war. Es ist heute stark verändert.

Die auf Repräsentation zielende Wirkung des Goldenen Tores beruht auf der baulichen Spannung zwischen den sehr einfachen ungegliederten würfelförmigen Türmen und den drei weiten Toröffnungen, alles mit riesigen Abmessungen und in Marmorverkleidung. Möglicherweise nach ersten Ansätzen bei der kurz zuvor mit ähnlichen Würfeln erweiterten Porta Appia-III in Rom (III: um 401 - 02; AT) erreichte die neue, oströmische Torplanung mit großem reduziertem Doppelturmtor und kleinerem Vortor, beide ohne Fallgatter, erstmals ihre Vollendung. Insgesamt war die Stadtmauer von Konstantinopel die seit Babylon stärkste Stadtbefestigung der Antike.

Die Vergoldung der Torflügel und der an den Quadern des großen Torbogens befestigten Buchstaben „Porta Aurea“ gaben dem Tor seinen Namen (Goldenes Tor). Über dem Mauertor mit den 3 Toren standen vergoldete Statuen des Theodosius, der siegbringenden Göttin Nike und eines Elefantengespannes mit Triumphwagen, dessen Ikonographie möglicherweise an die Triumphe der früheren römischen Kaiser, wie Trajan oder Hadrian, anknüpfen sollte.

Unter Sultan Mehmet II. wurde das Goldene Tor 1457 - 58 mit riesigen Rundtürmen und Verbindungsmauern zur Festung „Yedikule“ und einem Gefängnis erweitert. Die Toröffnungen wurden bis auf kleine Pforten vermauert.