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Kairo, Ägypten: Bab el-Futuh

Reduziertes Doppelturmtor, Eroberungstor, um 1087


Die im Grundriss rechteckigen, vorne leicht gebogenen Flankierungstürmen haben als einzige der mittelalterlichen Tore feinsten und einmaligen Bauschmuck. Die Turmwände haben außen große rundbogige, aufwendig dekorierte Blendnischen im Erdgeschoß sowie mit fein profilierten Rahmen umgrenzte Schießscharten im Obergeschoß. Eigenartigerweise erhielt das große Tor auf der Stadtseite kein vollständiges 2-geschossiges Torhaus. Vermutlich sollte hier keine Torburg entstehen, von der aus u.a. aufständische Bewaffnete die Stadt bedroht werden konnte.
Ein armenische Baumeister soll das nach Norden zeigende „Empfangstors“ des Fatimiden-Reiches geplant und erbaut haben. Noch wichtiger setzte der Baumeister die Planung ohne „Brüche“ in einem feinen Steingefüge um. Das Tor schließt mit seinen Zitaten römisch-oströmischer Tore auch die antike Torplanung ab und kann -nach der Porta Nigra in Trier- als das schönste noch erhaltene („antike“) Tor des Mittelalters angesehen werden. Das am Ende der langen Nord-Süd-Hauptstraße auf der Südseite der Stadt stehende und vermutlich etwas später (um 1092) errichtete Gegentor Bab el-Zuweila hatte zwar ähnliche Abmessungen und Einzelheiten, jedoch eine etwas einfachere Dekoration.


Tordurchfahrt mit Darstellung der aufwendigen Torfront mit dem mächtigen Sturz und der feinen Dekoration. Die Tordurchfahrt hat einen ebenso beeindruckenden gewaltigen waagrechten Sturz aus gestuften und in sich verzahnten Keilsteinen, von einem profilierten und geschmückten Blendbogen umgeben. Die großen gezahnten Keilsteine sind farbig rot-weiß abgewechselt. Erstmals findet sich hier ein Wurfschlitz vor dem gezackten Rahmen, der in Frankreich erst in Carcassonne um 1280-87 auftaucht. Die hier nicht sichtbaren schweren hölzernen Torflügel drehen sich oben in einem riesigen Torangel-Balken. Ein Fallgatter fehlt eigenartigerweise. Darüber kragt über feinen Konsol-Stützen als reiner Zierat, also nur an den Enden als Stützen, die Frontseite einer „augustäisch-römischen“ Wehrgalerie mit 5 Wehrfenstern vor. Zwischen dem Gesims über den Konsolen und dem die Wehrgalerie tragenden flachen Bogen hat der Baumeister eine eigenartige Öffnung nur als Zierform. Die ebenfalls beeindruckende Torkammer besitzt großzügig ein schönes Kuppelgewölbe sowie seitlich große überwölbte Nischen in der Tradition der antiken Tore Kleinasiens aus dem 2. Jahrtausend vor Christi (Ebla). Der Brunnen in der Torkammer könnte vielleicht auch aus der Erbauungszeit stammen.